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Dr. Rainer Beßling
Text zur Ausstellungseröffnung Februar 2009
Christine Vogelsang zeigt Porträts junger Menschen aus Eritrea. Die Malerin steht mit dem ostafrikanischen
Land am Roten Meer schon seit längerer Zeit in einer besonderen Verbindung. Diese Beziehung hat ihren
Ursprung im gesellschaftlichen und politischen Engagement der Künstlerin, und die Frage der Konnotation
politischer Aspekte ist auch ein wichtiger Aspekt ihrer Kunst und ihrer ästhetischen Reflexion.
Gesichtszüge, Frisur, die Kleidung mal mehr mal weniger, geben dem Betrachter Andeutungen, welchem
Kulturkreis sich die dargestellten Personen zuordnen lassen könnten.
Christine Vogelsang pflegt in ihrer Malerei die zarteren Töne und zurückhaltenderen Klänge. In zwei
Bildern nimmt sie eine auffallend distanzierte, defensive Perspektive ein. Sie beobachtet, ohne stören
oder zur Repräsentation beziehungsweise Konfrontation auffordern zu wollen. Sie schaut den
Protagonistinnen über die Schulter. Die von ihr porträtierten jungen Menschen repräsentieren eine
ferne Kultur, die aber, wie sich herausstellt, so anders gar nicht ist. Dass wir hier auf vergleichbare
Interessen und Verhaltensweisen treffen, mag man als kulturellen Kolonialismus mit Hilfe neuer Technologien
bewerten. Die neuen Medien schließen aber auch die Welt zumindest im Kommunikationspotenzial zusammen.
Die Künstlerin vermeidet damit in jedem Fall alles Folkloristische. Es entstehen Bilder von Jugendlichen,
die eine eigene Identität vermitteln, die nicht weit entfernt ist vom Selbstverständnis einer urbanen
europäischen oder amerikanischen Jugendkultur.
Die Künstlerin nimmt eher das Verbindende in den Blick, inszeniert eine Komplizenschaft mit Augenzwinkern.
Eine solche untergründige Übereinkunft ist auch ein Brückenschlag der Kulturen. Nicht Leid oder Anklage,
sondern Leichtigkeit und Coolness finden sich in den Bildern.